Ostern 2017

Am Donnerstagabend um 18 Uhr ging es für uns zehn nach Wengelsbach  an die französische Grenze ins Ostertrainingslager. Ich war etwas aufgeregt, da ich schon seit langem bei keinem Trainingslager dabei war und mir außerdem ein neuer Teil des Karate bevorstand: Der Bo!

 

Im Laufe des Trainingslagers standen mir noch weitere „Mauern“ oder „Grenzen“ im Weg, die ich zu durchbrechen oder überwinden hatte, aber zuerst mal der Reihe nach.

Nach zwei Stunden kamen wir in unserem idyllisch gelegenen Ferienhaus an, was nicht nur über eine gemütliche Einrichtung verfügte wie das 10 Personen-Sofa, sondern auch über eine hypermoderne Küche, drei blitzblanke Bäder einen gemütlichen Kachelofen und eine riesige Wiese zum Trainieren mit einem daran angrenzenden Wald.

Das Aufteilen und Einräumen der Zimmer verlief zügig, sodass wir schnell zu Abend essen konnten und zum Genuss des französischen Baguettes und diverser Köstlichkeiten kamen. Anschließend saßen wir bis spät abends zusammen, jedoch ist aus einigen Anläufen kein adäquates  Gespräch entstanden.

 

Der nächste Tag hatte es wahrlich in sich:

Um 7:00 Uhr begann für mich und meine Zimmerkameradinnen der Tag mit dem Morgentraining, wo ich erst zum zweiten Mal in meinem Leben einen Bo in der Hand hielt. Ich trainierte Renshubo Shodan und es bereitete mir einige Schwierigkeiten alleine die Bewegungen auszuführen und hinzu noch den Ablauf zu lernen. „Wie soll ich mir das alles merken?“ war einer der Gedanken, die mir im Morgentraining im Kopf herumschwirrten.

Jedoch war dies erst die erste Herausforderung, die mir der Tag stellte: UP – Kumite, war die größere Herausforderung. Dabei handelt es sich um eine Partnerübung, was sich vom Schwierigkeitsgrad des Kihon Ippon Kumite zum Beispiel sehr unterscheidet. Hier wird speziell das Kontern nach dem Abwehren, oder die Nachfolgetechnik, nachdem ein Angriff abgewehrt wurde geübt. Dabei handelt es sich um eine Übungsform mit fortgeschrittenen, freien Kampftechniken, die eine große Dynamik besitzen. Es werden dabei viele Prinzipien des Kämpfens angesprochen (Amashi waza, Nuki waza, Kosaho, oder Kuzushi waza usw.) und es gibt zahlreiche Wurftechniken mit denen die Kombinationen enden. Auffällig ist auch dass der Angreifer und der Abwehrender ständig wechseln und die Positionen im Raum immer wieder neu aufgeteilt werden. Alles im allem eine sehr anspruchsvolle Übungsform, die eine adäquate Geisteshaltung erfordern.

Pro Trainingseinheit nahmen wir eine Kombination intensiv durch, sodass rein theoretisch am Ende des Tages die drei Kombinationen eigentlich von Ablauf her klappen müssten, aber falsch gedacht…

Es fiel mir extrem schwer, die einzelnen Technikkombinationen, die ich am Vormittag trainiert hatte, auszuführen und ich brauchte einige Anläufe und Hilfestellungen bis es ansatzweise funktionierte.

 

Am nächsten Tag klappten sowohl Renshubo Shodan und UP – Kumite jedoch besser, aber erst, nachdem mir erneut gezeigt wurde, wie die einzelnen Techniken ausgeführt werden. Jetzt beschloss ich einmal mich auf meinen Körper zu verlassen und etwas zu riskieren, nämlich etwas falsch zu machen, und nicht jede Technik einzeln im Geist erst zu planen. Dadurch wurde die Kata und das Kumite in den nächsten Tagen der Übung immer flüssiger und ich sicherer in meinen Bewegungen, was mir dann auch großen Spaß machte.

Natürlich wurde im Ostertrainingslager nicht nur trainiert, sondern auch in Gespräche viel Zeit investiert. Das Seminar über Mi-Gamae und Ki-Gamae  machte und deutlich, wie vielfältig die Bandbreite der Informationen ist, die man für das Kumite benötigt. Aber die Gespräche bezogen sich nicht immer nur auf Karate, sondern auch auf alltägliche Themen, Ereignisse und Probleme des Alltags. Besonders der vorletzte Abend war sehr lehrreich, aber auch durch einige Lacher geprägt, was definitiv einer der schönsten Abende war. Corinna´s „Du lächerliche Witzfigur!“ war einer der Sprüche die uns allen in „adäquater“ Erinnerung bleiben wird.

Was ebenfalls nicht vergessen werden darf, ist die Ostereiersuche am Ostersonntag und das dazugehörige Festabendessen: Pute mit Klößen, Rotkraut und Soße und nicht zu vergessen das französische Käsespeckbrot und all die anderen Leckereien.

 

Am Ostermontag wurde vor der Abreise, wie am Vortag auch, ein Waldtraining bei Nieselregen durchgeführt, wo wir von Baumstamm zu Baumstamm sprangen oder steilere Abhänge hinunterkletterten, was nicht für jeden sofort eine spaßige Angelegenheit war. So konnte Justus durch Hilfestellung und Anweisung die Hindernisse der Großen ebenfalls überwinden.

Bei unserem letzten gemeinsamen Essen konnten wir dann noch einmal die köstliche französische Brotauswahl vom Bäcker unserer Herzens genießen. Gegen 15:30 Uhr stand der Abreise nichts mehr im Weg und zwei Stunden später kamen wir wieder am Dojo an.

 

Es fiel mir schwer, alle Eindrücke, die ich in den vergangenen fünf Tagen erlebt habe, hier zusammenzufassen, da man schlichtweg zu viel erlebt hat. Es hat sich definitiv gelohnt und ich habe das Gefühl, dass ich mich jetzt etwas besser kenne, als vorher.

 

Liebe Grüße

Hana